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Diabetisches Fußsyndrom: Prävention ist entscheidend

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Rund jeder zehnte Diabetiker entwickelt ein Diabetisches Fußsyndrom (DFS). Mit einer frühzeitigen Einlagenversorgung ließen sich viele Fußulzera vermeiden, ist sich der Münchener Fußspezialist PD Dr. med. Alexander Mehlhorn sicher.

„Leider kommen die meisten Patienten erst zu mir, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist , also wenn bereits ein offenes Fußulkus vorliegt“, sagt PD Dr. med. Alexander Mehlhorn. Der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie ist seit November 2015 als Oberarzt im Zentrum für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie der Schön Klinik München Harlaching tätig und behandelt überwiegend Patienten mit Diabetes oder diabetesassoziierten Erkrankungen. „Insbesondere Diabetiker mit einer Neuropathie sind gefährdet. Durch die Nervenschädigungen haben die Betroffenen kein Schmerzempfinden. Sie merken es gar nicht , wenn Druckstellen entstehen oder sie sich wund scheuern.“ Diabetesbedingt heilen die Wunden und Geschwüre schlechter. Kommt es dann auch noch zu einer bakteriellen Infektion und wird nicht rechtzeitig behandelt , kann das umliegende Gewebe einschließlich der knöchernen Strukturen befallen werden. Eine Sepsis, massive Deformationen oder Amputationen sind im Extremfall die Folgen. Entsprechend haben Diabetiker ein bis zu 25-fach höheres Amputationsrisiko als Nichtdiabetiker. PD Dr. Mehlhorn setzt alles daran, dass es gar nicht so weit kommt , denn der Extremitätenerhalt hat oberste Priorität.
Diabetes und periphere Neuropathie hinterlassen ihre Spuren an den Nerven: Dr. Mehlhorn prüft , wie empfindlich der Fuß seines Diabetespatienten ist.

Druckentlastung – konservativ und minimalinvasiv

Stellt sich in seiner Sprechstunde ein Patient mit einem Fußulkus vor, dann begibt sich der Facharzt zunächst auf Spurensuche. „Die zentrale Frage lautet: Warum hat der Patient dieses Ulkus? Ist eine Minderperfusion ursächlich? Oder ist das Ulkus, wie bei den meisten meiner Patienten, mechanisch bedingt? Gibt es Knochenvorsprünge oder Fehlstellungen, die dieses Ulkus begünstigen?“
Eine neuropathische Pathogenese erkennt PD Dr. Mehlhorn bei seinen Patienten bereits an der typischen Form der Füße: „Der klassische diabetisch-neuropathische Fuß hat ein sehr massiv ausgeprägtes Fußlängsgewölbe und entwickelt sich häufig zu einem Hohlfuß. Eine Hyperextensionsstellung in den Zehengrundgelenken und Beugekontraktur in den Mittelgelenken verursachen Krallenzehen und einen Hallux flexus der Großzehe. Mit dieser Konstellation haben Sie gleich mehrere typische Stellen, an denen ein Ulkus entstehen kann“, betont der Fußspezialist. Ein Beispiel sind Ulzera unter den Metatarsalköpfchen. „Allein weil der Rist bei vielen diabetisch-neuropathischen Füßen so hoch ist , entsteht aufgrund der metatarsalen Steilstellung ein hoher Druck unter den Metatarsalköpfchen. Diese Ulzera werden zunächst konservativ behandelt – mit einer entsprechenden Wundversorgung und weichbettenden Einlagen“, sagt PD Dr. Mehlhorn. Tritt allerdings nach einem gewissen Zeitraum keine Verbesserung auf, plädiert er klar für eine chirurgische Intervention. „Eine Möglichkeit sind minimalinvasive gezielte kleine Osteotomien an den Mittelfußköpfchen. Durch die Druckentlastung kann das Ulkus in der Regel ausheilen. Hiermit haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht. Postoperativ sollte dann wiederum eine Einlagenversorgung erfolgen.“
Auch die Krallenzehen selbst bergen laut PD Dr. Mehlhorn ein großes Wundrisiko. Der Diabetiker bekomme dann in der Regel an zwei Stellen das Ulkus: Entweder vorn an der Spitze oder dorsal im Bereich der Zehenmittelgelenke (PIP-Gelenke). In diesen Fällen könne man heute mit minimalinvasiven chirurgischen Maßnahmen extrem viel erreichen. „Steht die Zehe wieder gerade, dann heilt auch das Ulkus ab. Danach ist unbedingt eine Einlagenversorgung anzuraten, um das Ergebnis zu halten und um neue Komplikationen zu vermeiden“, erklärt der erfahrene Mediziner.
Wichtig bei Diabetikern: die Fußinspektion.

Ab Diagnose Diabetes an Einlagen denken

Bei Hochrisikopatienten, also Diabetikern mit einer nachgewiesenen Neuropathie oder einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit , plädiert der Arzt für eine diabetesadaptierte Vollfußbettung. „Bei groben Fehlstellungen ist ein Maßschuh in Kombination mit einer entsprechenden Einlagenversorgung angezeigt , ansonsten ein diabetikergerechter Schuh plus Einlage.“ Der Orthopäde betont , dass die Einlage nicht nur von einem fachkundigen Orthopädie(schuh)techniker gefertigt werden sollte, sondern dass nach der Abgabe auch eine Kontrolle durch den verordnenden Arzt erfolgen muss: „Die Hilfsmittelabnahme ist Pflicht!“
Noch ein weiterer Punkt liegt PD Dr. Mehlhorn am Herzen: „Wünschenswert wäre, dass auch Diabetiker ohne Fußprobleme bereits eine Weichschaumeinlage tragen, um Komplikationen vorzubeugen. Ab der Diagnose Diabetes gilt es, an Einlagen zu denken. Denn Prävention ist gerade bei Diabetikern ganz entscheidend.“ Allerdings sei er da auf die Mithilfe der Hausärzte, Diabetologen und Orthopädenkollegen, aber auch der Angehörigen angewiesen: „Viele Diabetiker versuchen, einen Arzttermin zu vermeiden, da dieser für sie beschwerlich und möglicherweise mit negativen Nachrichten verbunden ist. Es ist also manchmal schwer, als Arzt überhaupt an die Patienten ranzukommen und sie dann noch von der Notwendigkeit einer Einlagenversorgung, der täglichen Fußinspektion und weiteren wichtigen Präventionsmaßnahmen zu überzeugen.“ Und habe ein Diabetiker dann eine Einlage erhalten, glaube er sich oft in Sicherheit und trüge das Hilfsmittel häufig weit über dessen Lebensdauer hinaus – womöglich mit negativen Folgen. „Der Beständigkeit und der Rückstellfähigkeit der Einlage kommt daher eine große Bedeutung zu. Umso begrüßenswerter ist es, dass sich Hersteller wie Bauerfeind dem Thema Rückstellfähigkeit annehmen“, so der Fußspezialist. „Empfindliche Diabetikerfüße benötigen einfach den bestmöglichen Schutz!“

Bilder: Conny Kurz

Der Artikel Diabetisches Fußsyndrom: Prävention ist entscheidend erschien zuerst auf Bauerfeind life Magazin.


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